Gründung der Reihe Urban Habitat and Humanities
Die Klimakrise ist ein dringliches, weil existentielles Problem. Diese Aussage ist banal, aber sie muss hier am Anfang stehen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann die Kosten des anthropogen verursachten Klimawandels alle Vorzüge des auf karbon-fossilen Energieträgern beruhenden Wohlstands hinwegstürmen und -spülen werden. Vom prognostizierten Leid der Menschen ganz zu schweigen. So werden die Rufe lauter: Metanoia! Umkehr! Der vieldiskutierte grundlegende Wandel unseres gesamten Lebensvollzugs, betrifft vor allem dessen energetische Grundlage, daraus folgend das Mobilitätsverständnis, Konzepte urbanen Wohnens, Arbeitens und urbane Resilienzstrategien. Klimaschutz muss geographisch global auf allen Ebenen erfolgen, auch das ist eine banale Aussage, weil sie seit drei Jahrzehnten oft gesagt, geschrieben, aber bislang noch nicht ausagiert wurde. Aber solch ein radikaler Wandel, der auf den ersten Blick die Téchne herausfordert und damit die Naturwissenschaften als Leitwissenschaften zu legitimieren scheint, darf eines nicht vergessen: das Kulturerbe. Und dafür sind die Kultur- und Geisteswissenschaften die Leitwissenschaften. Was die Menschheit geschaffen hat, darf nicht aus technisch-pragmatischen Gründen geopfert werden. Jedoch scheint Kulturerbe unter einem reduzierten Blick des Klimaschutzes eher Störfaktor zu sein: Es befördert die Mobilität wegen des Tourismus und damit die CO2-Emissionen. Bezogen auf alte Bauwerke, ist deren Energieverbrauch prima vista nicht vermittelbar. Eine einfache Rechnung lautete also: Weg damit! Reißt die Kathedralen der Vergangenheit ein und baut energetisch sinnvoll und CO2-neutral.
Klimaforschung, besonders auch Urbanitätsforschung sowie auch das weite Feld der Urbanen Resilienz, kann nur reduzierte Erkenntnisse produzieren, wenn Geistes- und Kulturwissenschaften außen vor bleiben. Klimaforschung muss, wenn sie gelingen will, und sie muss gelingen, ein transdisziplinäres Projekt werden. Alle wissenschaftlichen Disziplinen müssen im steten Austausch mit Politik, Wirtschaft, NGOs und Kulturschaffenden stehen. Kultur- und Geisteswissenschaften sind alles andere als irrelevant in diesen Prozessen. Die Frage, welchen Beitrag können Kulturerbe in seinem weitesten Sinn und Geschichte zur nachhaltigen und resilienten Stadtentwicklung beitragen, ist die Klammer dieser Buchreihe.