Authentizität | historische Authentizität


Dem Forschungsbereich ‚Historische Authentizität’ steuern die Arbeiten von Stefan Lindl ein Kategoriensystem von Authentisierungskonzepten bei, das sich mitunter an Architektur anwenden lässt, um die Fragen zu klären: Besitzt eine bestimmte Architektur (beispielsweise eine Rekonstruktion) historische Authentizität? Und: Über welche Art oder welche Arten historischer Authentizität verfügt sie? Historische Authentizität und historischer Wert sind zwingend miteinander verknüpft. Historischer Wert entsteht durch Authentizität und historische Authentizität kann nur über den historischen Wert analysiert werden. Es wird von vier verschiedenen historischen Authentizitäten ausgegangen. Sie sind Zuschreibungsformen, die auf ebenso viele Arten des Historischen in der Architektur zielen. Das Historische kann eine Idee, Materie, Ästhetik oder eine diskursive Formation im Zusammenspiel mit einem materiellen Signifikanten sein. Diese Formen des Historischen in der Architektur sind potentielle Träger historischen Werts. Sobald ihnen historischer Wert zugeschrieben wird, erfolgt parallel ihre Authentisierung, deren jeweilige Qualität sich mittels der Kategorien des hier vorgestellten Systems beschreiben lässt. Die vier vorgestellten Authentisierungskonzepte des Kategoriensystems werden autonmistisches, idealistisches, ästhetisches und performatorisches genannt.

Zwei Instrumente entwickelte Stefan Lindl in seiner Habilitationsschrift: Zur Bestimmung des historischen Werts erarbeitete er die SIA – Signifikanten-Interaktionsanalyse. (publiziert im Passagen Verlag Wien 2017: Der Umgang mit dem Gewordenen. Signifikanten-Interaktionsanalyse, Passagen Philosophie).

Werteordnung SIA Tabelle.jpeg

Neben dieser Grafik zur Bestimmung historischen Werts entwickelte Stefan Lindl verschiedene Modi von Authentisierungskonzepten, mit denen materielle Objekte nach ihrer „Echtheitszuschreibung“ klassifiziert werden kann. Gleichfalls kann historischer Wert an materiellen Objekten mit diesen Authentisierungskonzepten gesteigert werden.

Kategorien Authentizität Neu 22. Oktober 2017

Die Entwicklung des Kategoriensystems der historischen Authentizität(en) findet sich in der open-access-Publikation Kategorien historischer Authentizität in Architektur und Dekmalschutz (Augsburg 2016). (Dort hieß das autonomistische Authentisierungskonzept noch essentialistisch.)

Zu dem autonomistischen Authentisierungskonzept auch die Weiterentwicklung in der Antrittsvorlesung „Lug und Trug in Schwaben?“ Besonders ist hier auf das autonomistische Authentisierungskonzept verwiesen, die in verschieden Modi aufgelöst sind.

Die beiden Grafiken sind dem noch nicht veröffentlichten Beitrag „Historischer Wert und historische Authentizität“ entnommen.

Dieses Konzept zur Analyse von historischer Authentizität lässt sich auf viele Bereiche anwenden, in denen mit historischen Ideen, Formen und Formationen gestaltet wird. Das kann in der Literatur sein, allgemein in Medien als Bild und Text, aber auch in der Naturkonstruktion und im Naturdesign des heutigen Umweltschutzes. Ganz zu schweigen von Museumstheorie und -praktik.

Inzwischen ist – wieder im Wiener Passagen Verlag – „Die authentische Stadt. Urbane Resilienz und Denkmalkult“ im Oktober 2020 erschienen. Darin wird das Phänomen der historischen Authentizität nochmals neu formuliert und in einem neuen Kategoriensystem erfasst.

Stefan Lindl


Zur Vertiefung:

Die authentische Stadt. Urbane Resilienz und Denkmalkult, Wien 2020

Kategorien historischer Authentizität in Architektur und Dekmalschutz, Augsburg 2016

Architekturen des Authentischen