Maximilian’s – Hotel drei Mohren in Augsburg. Tradition und Correctness.
Vortrefflich lässt sich streiten, ob ein Name, der geschichtsträchtig seit Jahrhunderten gebräuchlich ist, geändert werden darf. Generell lässt sich sagen, ja, selbstverständlich, wenn Wort und Begriff als anstößig und nicht mehr zeitgemäß im Lebensvollzug empfunden werden, dann ist das durchaus denkbar. Es steht schließlich nur die Gewohnheit entgegen. In ein paar Jahren wird der Wandel nicht mehr auffallen. Für jene, die den Vorzustand nicht gewohnt sind, ist eine Namensänderung sowieso nicht problematisch. Er fällt nicht einmal auf. Der Goldene Saal im Rathaus Augsburg dürfte aus orthodoxer Denkmalsicht als Rekonstruktion nicht existieren. Heute, 30 Jahre nach der Rekonstruktion, ist fast ganz Augsburg froh darum. Touristen sind beglückt darüber. Rekonstruktion hin oder her. Der Stadtgesellschaft stockt der Atem bei Veranstaltungen in der rekonstruierten Halle, all das Gold und all die Pracht, Zeichen des alten Augsburgs, längst vergangen. Gewohnheit heilt die Wunden. Wo Empörung ehemals blühte, sprießt nun Begeisterung. Dies sollte nicht vergessen werden.

Trotzdem schmerzt es die Gewohnheit, wenn ein geschichtsträchtiges Hotel, das Drei Mohren, nicht mehr dem Namen nach existiert. Es war eines der vielen Dreier-Konstellationen in Augsburg. Drei Könige, Drei Königinnen etc. Nun sind die Mohren nicht mehr zeitgemäß, nun müssen sie weichen. Das mag sinnvoll sein für eine zeitgemäße Gesellschaftsform. Für die Tradition, die Gewohnheit und die Identität der Stadt ist es schlecht, wenn der Name nicht mehr erinnert wird. Das Drei Mohren – wie es auch immer nun genannt werden wird – sollte historisiert werden und die Debatte um den Namen sollte selbst reflektierend kontextuell eingeordnet werden. Das Drei Mohren muss als Geschichte, als soziale Konstruktion bleiben, möge es auch Maxmilian’s heißen.
Übrigens: Maximilian – ist eigentlich der Kaiser gemeint? Auch da sollten wir natürlich genau hinschauen in Zeiten, in denen die Demokratie auf dem Spiel steht und zumindest stetig hinterfragt wird. Feiert dieser Name nicht die Feudalgesellschaft, die wir mühevoll im langen 19. Jahrhundert überwunden haben? So einfach ist das alles nicht. Maximilian — war das nicht der Wegbereiter für ein Reich, in dem die Sonne niemals unterging, ein Reich, das wie kein anderes für Kolonialismus stand? Dieser Name führt in der Tat aus dem Regen und doch sogleich unter die nächstgelegene Traufe.
Da sucht man lange vergeblich nach einer nachdenklichen Stellungnahme zu einem Fall, der in wesentlichen Teilen ganz schief daher kommt und letztlich contraproduktiv ausgeht, und da begegnet man diesem schmerzlichen Beitrag ganz in der Nähe…
Danke, Stefan Lindl!
wejw
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