Die Herausforderungen des Klimawandels betreffen in besonderer Weise die urbanen Räume. Sie sind besonders vulnerabel, also verletzlich bezüglich der Folgen des Klimawandels. Seit 2008 wohnt über die Hälfte der Menschheit in Städten. Das lässt erahnen, dass die urbanen Habitate nicht nur besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels sind, sondern auch in besonderem Maße für den anthropogen verursachten Klimawandel verantwortlich sind. Für urbane Habitate ist es deswegen überaus notwendig über Mitigation – Minderung des Klimawandels – , aber auch Adaption – Anpassung an den Klimawandel – nachzudenken.
Mobilität und Architektur sowie Stadtplanung sind wesentliche Punkte, die mit Mitigations- und Adaptionsstrategien angepackt werden müssen. Der Großteil des baulichen Erbes, dazu zählen alle Gebäude, die auf uns gekommen sind, muss für Mitigations- und Adaptionsstrategien umgestaltet oder abgerissen werden.
Das Leitbild „Authentische Stadt“ plädiert für die Umgestaltung und die Weiternutzung, so dies ökologisch und ökonomisch möglich ist. Es bietet aber vor allem eine andere Art der Weiternutzung an, die sich auf die soziale Konstruktion des Bauerbes bezieht. Damit ist alles Wissen, alle Narrative über das bauliche Erbe gemeint, das durch die Gebäude – als Symbole verstanden – erinnert wird. Ist die symbolische Materie abgerissen und entfernt, verschwinden auch Erzählungen und das Wissen, also die gesamte soziale Konstruktion, mit ihr die vielen historischen Zeitschichten, die nur erzählt werden können, oder noch einfacher gesagt: Es verliert sich die Geschichte des baulichen Erbes. Die Geschichte und die Geschichten geben jedoch Halt in Raum und Zeit. Diese Positionierung ist mitunter wichtig, um Identität entwickeln zu können. Identität – Zugehörigkeit ist ein Schlüssel zum Wohlbefinden, zum Guten Leben – the good life. Urban Narratives – urbane Erzählungen – haben einen großen Anteil daran. Sie zu bewahren, aber vielmehr, sie weiterzuentwickeln, ist das erklärte Ziel des Leitbilds „Authentische Stadt“.
Das Leitbild ist die Grundlage eines Stadtentwicklungsverfahrens sozialer Konstruktionen, also des Wissens und der Erinnerung im urbanen Habitat.

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Interview zum Leitbild „Authentische Stadt“
3 Gedanken zu “Die authentische Stadt. Urbane Resilienz und Denkmalkult, Wien 2020”