Wie sollte denn Augsburg Leopold Mozart gedenken? In jungen Jahren ließ er die Stadt hinter sich und emigrierte nach Salzburg. 18 Jahre alt war er damals im Dezember 1737. Augsburg blieb er familiär und geschäftlich verbunden. Sein Lebensmittelpunkt jedoch war seit 1737 das Fürsterzbistum Salzburg. Parallelen zu Bertold Brecht scheinen sich hier aufzudrängen. Brecht verließ mit 19 Jahren Augsburg. Ebenso wie Mozart ging es auch ihm um ein Studium. Von Brechts Augsburger Zeit gibt es viele Überbleibsel: Artikel, Gedichte, Erzählungen, Erinnerungen, Orte, an denen er verkehrte, Häuser, in denen er mit seinen Eltern gewohnt hatte, auch das Grabmal der Eltern auf dem Protestantischen Friedhof. Von Leopold Mozart gibt es – nicht gerade nichts, aber doch auch nicht besonders viel in Augsburg und Umgebung. Es gibt Orte, die mit dem Namen Mozart verbunden sind, wenig Originales, es gibt Häuser, wie das des Orgel- und Klavierbauers Johann Andreas Stein am Ulrichsplatz in Augsburg, es gibt das Haus des Johann Jakob Lotter, den protestantischen Verleger Leopold Mozarts. Es gibt auch das sogenannte Mozarthaus, das ein Raub der Bombennächte geworden war und nun restauriert die Mozartgedenkstätte in Augsburg beherbergt. Es gibt die Sammlung Max Zenger, deren Sammlungsfokus auf der Mozartzeit liegt, deren Sammelstücke aber keine Zuordnung zu Leopold Mozart zulassen.
Gegenwärtige Ausstellungskonzepte und Ausstellungen setzen wieder auf das Original, auf das auratische und authentische Ausstellungsstück. Was ist das überhaupt das Authentische? Und ist es hier bei Leopold Mozart überhaupt greifbar? Welche Formen des Authentischen ließen sich in den Spuren der Mozarts in Schwaben entdecken?
Letztlich stellt der Vortrag folgende Fragen: Was gedenken? Wem gedenken? Wie gedenken? – Prof. Dr. Johannes Hoyer und PD Dr. Stefan Lindl versuchen darauf Antworten zu finden.
Mittwoch, 25. Oktober 2017, 18.15 Uhr im Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg, Maximilianstraße 59.
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