Ilona Herreiner in der Galerie Süßkind

Ilona Herreiner „Quasiwelten“

Ausstellung vom 16. November 2017 bis zum 27. Januar 2018 in der Galerie Süßkind

 

Ein Kunstwerk unserer Tage ist ein Dreh- und Angelpunkt. Es verbindet Künstlerin und Betrachtende und manchmal ist es nicht einmal abgeschlossen, sondern folgt seiner organischen Logik, agiert mit seiner Umwelt, reagiert auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Es spielt mit der Tradition und es überlässt den Betrachtenden die Sinngebung, bezieht sie mit ein, sie sind Teil der Kunst in ihrem steten sich wandelnden Prozess des Deutens und Bedeutens. Kunst geht über seine Materialität hinaus: hinein in die Gesellschaft, weil sie als Zeichen oder viele Zeichen fungiert. Was früher eine Skulptur war, ist heute eine Sozioskulptur, die ohne ihre Rezipienten überhaupt nicht mehr denkbar wäre.

Für Ilona Herreiner ist Kunst wie Literatur. Wäre sie Schriftstellerin geworden, hätte sie Romane geschrieben. Sie überlässt die Romane ihren Betrachterinnen und Betrachtern und gestaltet ihre Kunstwerke ikonographisch überaus aufwendig, indem sie klassische Darstellung hybridisiert. Ein Minotauros – das Mischwesen – wird durch eine auf seinem Rücken liegende Frau zum Zeus, der Europa entführt. Ein Pudel betrachtet die beiden und ist selbst nur Oberfläche, in der sich Mephisto versteckt.

Das ist nicht eines Hundes Gestalt!
Welch ein Gespenst bracht ich ins Haus!
Schon sieht er wie ein Nilpferd aus.

Es sprudelt, es pudelt vor Zeichen in dem Werk von Ilona Herreiner. Ihre Holzskulpturen entfesseln Diskurse der Mythen, der individuellen Erinnerungen, der Märchen, an den gesamten Ozean des Erzählens schließt sie an, ein Feuerwerk der Narrationen können die Betrachtenden in ihrem eigenen Erleben der Kunstwerke Herreiners erleben.  Und so wendig, so vielfältig die Erzählungen sind, die Betrachter aus sich hervorrufen, so unabgeschlossen sind die Kunstwerke aus Pappelholz: Das organische Material verändert sich in den Jahreszeiten, reagiert auf seine jeweilige Umwelt. Herreiner spielt mit Rissen und Spalten, die sich öffnen und auch wieder schließen. Hybrid und Metamorphose, Aufstand der Zeichen und das heitere Spiel der Erzählungen und des Hinzuerzählens machen aus Ilona Herreiners Ausstellung ein Ereignis, das durch seine Performativität besticht.

Vernissage: 16. November 2018, 19.30 Uhr.

Galerie Süßkind, Dominikanergasse 9, Augsburg

 


Das Beitragsbild ist eine Teilreproduktion der Einladungskarte zur Vernissage.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s