Corona-Tagebuch 1

Am Freitag, den 13. März, schrammte die Quarantäne an mir vorbei. Eine Person, mit der ich mittelbaren Kontakt hatte, sei positiv getestet worden. Mein Umfeld reagierte besonnen, besorgt bis panisch. Mein Name war an das zuständige Gesundheitsamt weitergegeben worden, nun wartete ich auf Information. Wenn es denn sein soll, muss das sein. Aber was macht man in einer solchen Wartesituation mit der Eventualität zwei Wochen in Quarantäne gehen zu müssen? – Shopping, was sonst! Ich kaufte das, was alle kaufen: Toilettenpapier. Toilettenpapier ist universell einsetzbar. Nichts ist so praktisch wie Toilettenpapier. Wenn in der Quarantäne die Nase zu laufen beginnt, wenn die Kaffeefilter ausgehen, wenn die Nachbarn lärmend feiern und keine Ohropax zu finden ist, gibt es eine Lösung. Wenn die Langeweile quält, alle Filme angeschaut, alle Bücher gelesen sind, dann habe ich kilometerlangen Spaß. Ich sitze mit mehreren Farbstiften und markiere die Punkte auf dem Toilettenpapier. Daraus lassen sich dezent farbenfrohe Girlanden erstellen für die Party am Abend. Da habe ich mich mit mir verabredet. Kopfhörer auf, Lichter gedimmt und los geht es. Für die Ekstase eine Tasse Echinaceatee. Im Wind meines Tanzes flattert das Toilettenpapier. Und dann nach fünf Tagen, wenn der Koller mich packt, dann hänge ich sie ab, lasse sie den Balkon hinunter, um ungesehen herunter zu klettern und die Quarantäne zu durchbrechen in der Nacht. Sechs Meter und fünfzig Zentimeter – die Länge einer Rolle schafft das mit spielender Leichtigkeit. 

Das waren meine Gedanken und vor allem die Hoffnung, wenn es denn sein soll, auf einen milden Krankheitsverlauf. Soweit kam es nicht, denn eine Nachricht gab Entwarnung. Das Gesundheitsamt schrieb, es trifft mich nicht. Noch nicht. Habt mit den andren Erbarmen und helft! 

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